Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg

Granuläre Hornhautdystrophie, ausgehend vom Epithel, verbunden mit einer Mutation im Exon 12 des TGFBi Gens

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Hereditäre Hornhautdystrophien und Megalocornea

Einführung

Hereditäre Hornhautdystrophien sind beidseitig auftretende, progrediente Hornhauterkrankungen, die sich in der Regel im ersten bis zweiten Lebensjahrzehnt manifestieren. Die zunehmende Eintrübung der Hornhaut (Kornea) führt dann zu einer Sehverschlechterung, Blendungserscheinungen oder schmerzhaften, wiederkehrenden Aufbrüchen der Hornhautoberfläche (Erosio).

Die hereditären Hornhautdystrophien werden entsprechend der primären Lokalisation der Hornhautveränderung (epithelial, stromal oder endothelial) eingeteilt.

Das Krankheits- und Beschwerdebild (Phänotyp) wird im Wesentlichen von der molekulargenetischen Ursache der Hornhautdystrophie (Veränderung im Erbgut; Genotyp) bestimmt. Während man den Phänotyp durch die Untersuchung am Spaltlampenmikroskop ermitteln kann, ist für die Feststellung des Genotyps eine molekulargenetische Untersuchung der Gene notwendig. Durch die molekulargenetische Diagnostik kann so die Untergruppe der jeweiligen Hornhautdystrophie genau klassifiziert werden.

Für Hornhautdystrophien gibt es unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten (Laserbehandlung=PTK; Hornhautübertragung=Keratoplastik   ).

Um die optimale Behandlungsstrategie auszuwählen, ist eine genetische Untersuchung empfehlenswert, um Fehleinschätzungen des klinischen Befundes zu vermeiden. Auch die Beratung des Patienten hinsichtlich der therapeutische Ergebnisse, Komplikationsraten und Rezidivraten ist durch die genaue molekulargenetische Klassifizierung der Erkrankung besser möglich.

Megalocornea

Megalocornea, auch anteriorer Megalophthalmus genannt, ist eine angeborene Augenveränderung, bei der der Hornhautdurchmesser ohne Erhöhung des Augeninnendrucks beidseitig vergrößert ist (größer als 13 mm).

Zu den Manifestationen der Megalocornea gehören weiterhin u.a. astigmatische Veränderungen, eine Vergrößerung des gesamten vorderen Augenabschnitteseine, eine Atrophie des Irisstromas, Miosis infolge verminderten Funktion des Dilatatormuskels.

Die meisten Betroffenen haben anonsten eine normale Augenfunktion, jedoch können als Komplikationen z.B. eine frühzeitige Kataraktentwicklung, eine Luxation oder Subluxation der Linse und in der Folge ein Glaukom auftreten.

Am häufigsten treten X-chromosomal vererbte Formen der Megalocornea auf, die durch Mutationen im CHRDL1-Gen verusacht werden.

Ansprechpartner ist OA Dr. Pablo Villavicencio-Lorini.

Diagnostik am UKH und in Kooperation mit ambulanten Augenärzten

Neben einer eingehenden klinischen Diagnostik (Sehschärfenprüfung, Spaltlampenuntersuchung, Fotografie der Hornhaut) bieten wir folgende molekulargenetische Untersuchungen an, die die X-chromosomal vererbte Megalocornea und die häufigsten Hornhautdystrophien erfassen:

GenGensymbolAnzahl ExonsKrankheitsbilder

Chordin-like 1

12

Transcription factor 4Repeat expansion
Transforming growth factor, beta-induced17, stufenweise Diagnostik für bekannte hot spots:
1. 4/12
2. 3/5-7/11/13-15
3. Restliche 7 Exons
Keratin 39
Keratin 128
Carbohydrate sulfotransferase1 (4 Fragmente, keine hot spots)
Tumor-associated calcium signal transducer 21 (323 AS)
UbiA Prenyltransferase Domain-Containing Protein 12 große Exons?

Sollte eine immunhistochemische, licht- oder elektronenmikroskopische Aufarbeitung von Hornhautspenderscheiben notwendig sein, kann diese in Kooperation mit dem Ophthalmopathologischen Labor der Universität Freiburg (Prof. Dr. med. Auw-   Hädrich)    erfolgen.

Dissertationsthemen

Studentinnen und Studenten können im Rahmen dieser Untersuchungen  Promotionsthemen auf klinischem und molekulargenetischem Gebiet  bearbeiten.

Publikationen zum Thema

Gruenauer-Kloevekorn C, Wettin J, Schroeter A, Kawan R, Hoffmann K. Langzeitergebnisse der DMEK-Operation bei Patienten mit Pseudoexfoliationssyndrom (PEX). Ophthalmologe 116 (Suppl 2): S96-97, 2019

Foja S, Luther M, Hoffmann K, Rupprecht A, Gruenauer-Kloevekorn C. CTG18.1 repeat expansion may reduce TCF4 gene expression in corneal endothelial cells of German patients with Fuchs' dystrophy. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol.; 255(8):1621-1631, 2017 [pubmed   ]

Luther M, Grünauer-Kloevekorn C, Weidle E, Passarge E, Rupprecht A, Hoffmann K, Foja S. TGC-Repeats im Intron 2 des TCF4-Gens haben eine große Vorhersagekraft bezüglich Fuchs-Hornhautendotheldystrophie. Klin Monbl Augenheilkd.; 233: 187-94, 2016 [Volltext   ]

Foja S, Hoffmann K, Auw-Haedrich C, Reinhard T, Rupprecht A, Gruenauer-Kloevekorn C. Identification of two novel mutations in the cornea specific TGFBI gene causing unique phenotypes in patients with corneal dystrophies. Int Ophthalmol.; 36: 867-873, 2016 [Volltext   ]

Pfirrmann T, Emmerich D, Ruokonen P, Quandt D, Buchen R, Fischer-Zirnsak B, Hecht J, Krawitz P, Meyer P, Klopocki E, Stricker S, Lausch E, Seliger B, Hollemann T, Reinhard T, Auw-Haedrich C, Zabel B, Hoffmann K, Villavicencio-Lorini P. Molecular mechanism of CHRDL1-mediated X-linked megalocornea in humans and in Xenopus model. Hum Mol Genet.24(11):3119-32; 2015 [Volltex   t]

Clausen I, Duncker GI, Gruenauer-Kloevekorn C. Identification of a novel mutation in the cornea specific keratin 12 gene causing Meesmann's corneal dystrophy in a German family. Mol Vis 16: 954-960, 2010 [PDF   ]

Auw-Haedrich C, Agostini H, Clausen I, Reinhard T, Eberwein P, Schorderet P, Gruenauer-Kloevekorn  C. A Corneal Dystrophy Associated With TGFBI (Transforming Growth Factor b–Induced) Gly623Asp Mutation: Amyloidogenic Phenotype in a German Family. Ophthalmology 116: 46-51, 2009 [PDF   ]

Clausen I, Weidle E, Duncker G, Grünauer-Kloevekorn C. Mutationsanalyse im VSX1-Gen bei einem Patienten mit posteriorer polymorpher Hornhautdystrophie und drei Familien mit autosomal-dominant vererbter Fuchs'scher Hornhautendotheldystrophie. Klin Monatsbl Augenheilkunde 226: 466-4669, 2009 [Abstract   ]

Grünauer-Kloevekorn C, Clausen I, Weidle E, Wolter-Roessler M, Tost F, Völcker HE, Schulze DP, Heinritz W, Reinhard T, Froster U, Duncker G, Schorderet D, Auw-Haedrich C. TGFBI (BIGH3) gene mutations in German families: two novel mutations associated with unique clinical and histopathological findings. Br J Ophthalmol 93: 932–937, 2009 [PDF   ]

Grünauer-Kloevekorn C, Bräutigam S, Froster UG, Duncker GIW. Surgical outcome and therapeutic options in patients with TGFBI-linked corneal dystrophies in relation to molecular genetic findings. Graefe's Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology 247: 93-99, 2009 [PDF   ]

Grünauer-Kloevekorn C, Bräutigam S, Heinritz W, Froster UG, Duncker GIW. Macular corneal dystrophy: mutational spectrum in German patients, novel mutations and therapeutic options. Graefe's Archive for Clinical and Experimental Ophthalmology 246: 1441-1447, 2008 [PDF   ]

Grünauer-Kloevekorn C, Bräutigam S, Weidle E, Wolter-Roessler M, Tost F, Auw-Haedrich C, Völcker HE, Heinritz W, Froster U, Duncker G. Molekulargenetische und histopathologische Untersuchungen zur Genotyp-Phänotyp-Analyse bei Patienten mit TGFBI-gekoppelten Hornhautdystrophien. Klin Monatsbl Augenheilkunde 223: 829–836, 2006 [PDF   ]

Grünauer-Kloevekorn C, Bräutigam S, Wolter-Roessler M, Tost F, Weidle E, Froster U, Duncker GIW. Molekulargenetische Analyse des BIGH3-Gens bei gittriger Hornhautdystrophie Typ I (Biber-Haab-Dimmer) und bei bröckliger Hornhautdystrophie Typ II (Avellino): Erlauben HotSpots einen indirekten Mutationsnachweis? Klin Monatsbl Augenheilkunde 222: 1017–1023, 2005 [PDF   ]

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